5 Open Design Myths

Franziska Leitner

„Open Design ist ein Sammelbegriff und meint alle Bereiche in denen DesignerInnen ihr Wissen teilen und ihre Designs transparent machen um somit Teilhabe zu ermöglichen.“ – Magdalena Reiter

Open Source ist bereits ein weit verbreiteter Begriff. Die Open Source-Bewegung hat durch die offen gelegten Codes der Software die Möglichkeit, selbst daran weiter zu entwickeln, diese zu modifizieren und zu optimieren. Sie geht aber einen Schritt weiter, in dem sie auch die Anpassung und Produktion realer Objekte erlaubt. So erlaubt sie in gewisser Weise eine noch handfestere Einbindung der jeweiligen Communities, da sie einen größeren Kreis von Personen anspricht und somit grundsätzlich – fast – jeder teilnehmen kann.

Das hört sich doch super an! Warum gibt es dann nach wie vor Bedenken?

1. Ich soll einfach so meine Idee herschenken?

Open Design ≠ Gratis Design!

Man schenkt nicht seine Ideen her. Vielmehr macht man diese Ideen anderen zugänglich und generiert somit einen Mehrwert für sich selbst. Man muss sich einfach verinnerlichen, dass das Öffnen in beide Richtungen passiert. Dass man somit nicht nur hungrige „Kopierer“ füttert, sondern auch kreative, motivierte Menschen, die das offene Produkt erhalten, nutzen und mit Freude dieses weiterentwickeln wollen. Oder auch kritisieren. Durch konstruktives Feedback kann der Designer den User viel besser verstehen und auf ihn eingehen. Denn “FORM FOLLOWS USER”.

2. Da verdient man ja nichts, wenn man alles herschenkt!

Es gibt Möglichkeiten, seine Ideen offen und frei zugänglich zu machen und trotzdem Geld zu verdienen. Ob man das in Form von kostenpflichtigen Erweiterungen eines Produktes anbietet, dazugehörigen Serviceleistungen oder eventuell durch hochauflösendes Bildmaterial, welches nicht mehr gratis zur Verfügung steht, ist dem Designer im Endeffekt ja selbst überlassen.
In Zeiten des Internets sind einfach andere Geschäftsmodelle auf dem Vormarsch. Um für sich selbst das passende Geschäftsmodell zu finden, muss man oft mutig und experimentierfreudig sein, denn das Eine, Perfekte gibt es nicht. 

Einige Modelle – wie zum Beispiel “Free2Play” bei vielen Online Spielen – erlauben die Nutzung von bis zu 99% des Contents ohne Kosten. Nur für besondere Features kann man sich dafür entscheiden zu bezahlen, in manchen Fällen sind das sogar rein kosmetische Änderungen, mit denen sich “Premium-User” von den anderen abheben können, ohne im Spiel selbst Vorteile zu erkaufen.

Ein Beispiel dafür ist das 99:1 Geschäftsmodell – 99% ist kostenlos, 1% muss man zahlen – welches Free2play verfolgt. Eigentlich spielbar, ohne dass man einen Cent in die Hand nimmt. Um jedoch alles spielen zu können, muss man dann doch mal was zahlen.

3. Warum machen das aber dann nicht schon mehr Designer?

Weil unsere Gesellschaft erst umdenken muss, und das dauert.

Barbara Tscherne von der CIS in Graz meint: “Wir kennen in unserer Gesellschaft zwar Spenden, aber das Prinzip des Teilens ist für uns noch neu.

Viele fürchten schlicht und einfach die Konkurrenz. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, Andere mit eigenen Ideen und Produkten zu versorgen, sondern darum, den Austausch mit Gleichgesinnten zu ermöglichen. Und diese erreicht man nun mal leichter, wenn man seine Designs offen macht. Dann haben auch andere Designer die Möglichkeit, nochmal ihre Gehirnzellen anzustrengen und ihre Sache besser  zu machen. Ideen vermehren sich, wenn man sie teilt! Außerdem haben Kreative mit den heutigen Technologien, Maschinen und Schnittstellen die Möglichkeit, ihre Ideen gleich selbst zu fabrizieren. Sie werden somit immer unabhängiger und können selbst Einfluss darauf nehmen, ob und wie ihre Produkte dem “Konsumenten” zugänglich gemacht werden.

Leute, macht die Dinge nicht alleine, sondern tut euch zusammen, bildet Netzwerke und teilt das Risiko. Wenn man eine solche Strategie verfolgt, können dabei unglaublich interessante Dinge entstehen. – Gerin Trautenberg.

4. Was bringt mir das alles als Nicht-Designer?

Open Design trägt, wie auch “Do-it-yourself”, dazu bei, wieder eine andere Beziehung zu seinen Möbeln, Kleidungsstücken oder anderem Materiellem zu bekommen. Wenn man etwas selber macht, selber überlegt, selber Sachen optimiert, selber Sachen reparieren kann und sich nicht nur den Massenwaren bedient und ein eigentlich noch neues Stück sofort wieder durch ein anderes neues ersetzt, lernt man auch den Wert wieder mehr zu schätzen. Somit steuert man dieser heutigen “Wegwerfgesellschaft“ entgegen.

Ob man auch allgemein sagen kann, Open Design ist super toll für die Umwelt, sei dahingestellt. Natürlich wird die Umwelt durch kleinere – wenn lokal produziert wird – oder keine Transportwege – wenn man es sich mal schnell daheim “ausdrucken” kann – geschont. Ebenso durch das Vermeiden von Überproduktion und den damit einhergehenden Massen von Abfall. Dafür muss aber auch gesagt sein, dass das “ausdrucken” daheim noch sehr in den Kinderschuhen steckt. Denn das meist verwendete Material ist das aus ökologischer Sicht gesehene, sehr umstrittene Plastikfilament. Und Plastik hat die Welt nun auch schon genug.
Nichtsdestotrotz ist es aber ein Konzept, das sich zu verfolgen lohnt!

5. Früher gab’s das doch auch schon. Was ist da jetzt der Unterschied?

Ein wesentlicher Bestandteil von Open Design ist das Web und die neuen Technologien, wie zB. 3D Printing. In der Vergangenheit waren Informationen oder Anleitungen nur analog und damit bei weitem schwieriger zugänglich. Und daher hatten weniger Menschen auch tatsächlich die Möglichkeit, diese “Bauanleitungen” zu verwenden und damit zu arbeiten.

Hinzu kommen die schon angesprochenen, direkten Kanäle, in denen sich Kreative und auch User miteinander austauschen können. Noch nie war es so leicht, ein “Instant-Feedback” zu geben und zu bekommen. „Netzwerken“ war nicht in derselben Art und Weise möglich wie heute und die Möglichkeit, sein Design mit Menschen rund um den Globus zu teilen oder sogar zu verkaufen, war nur den “Global Players” vorbehalten.  Heute muss man sich nicht mehr nur auf lokale Gegebenheiten verlassen. Man „unterhält“ sich nahezu täglich mit anderen Kulturen, welche wieder neue Ideen und andere Ansätze oder Ansichten haben und zurückgeben können.  Die Stärke von Open Design liegt nicht nur in der “Kultur des Teilens”, die sie propagiert, sondern auch in der Idee, eine gleichberechtigtere Form mit Produkten und Visionen zu “handeln”, voranzutreiben.

Quellen:
Opencopy & Metapaste
Make Open Design

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