What do you meme?

Lisa Jank

Waren es zuvor noch Theateraufführungen und Konzerte, erschienen um 1900 mit Fotografie und Film die ersten spannenden Vorboten heutiger Digitalität auf der Bildfläche.

Heute nennen wir sie virale Videos, Internet-Memes oder Selfies und aus dem passiven Konsumieren von Bildern ist – zu einem guten Teil – ein Werkzeug der Selbst-Beobachtung geworden. Egal ob Oscar-Selfie von Stars oder Princess Breanna, Unmittelbarkeit und vor allem Unterhaltungswert bieten beide ebensosehr, wie Anlass über unsere heutige Bildkultur intensiv nachzudenken. All diese Erscheinungen haben eines gemeinsam: sie sind mit einem Klick auf dem Smartphone abrufbar und daher für Millionen Menschen einfach verfügbar bzw. zugänglich.

Sie werden oft mit dem Begriff Meme bezeichnet, etwas das man als die kleinste Einheit kultureller Information bezeichnen könnte, die sich durch das Internet oft rasend schnell verbreiten lässt. So werden immer mehr Menschen auf das Meme aufmerksam, teilen dieses und erregen dadurch das Interesse anderer.

Was steckt hinter dieser neuen Popkultur? Gibt es durch die Digitalisierung und Allgegenwärtigkeit des Internets einen Paradigmenwechsel. Popkultur 2.0 etwa?

Wir sind Digital Natives und das Internet ist für uns fester Bestandteil im Leben. Popkultur findet man im 21. Jahrhundert selbstverständlich auch im Netz. Dder Gebrauch als Massenmedium zur zentralen Darstellung und als Verbreitungsmittel macht es zugleich zur Notwendigkeit, als es auch die Beliebtheit erklärt.

Das Web ist das mächtigste Medium, das uns erlaubt, alles mögliche umstandslos zu konsumieren, zu produzieren und, vor allem, zu verbreiten. Darum wird es als Kommunikations-, Informations- und Unterhaltungskanal so gerne täglich verwendet. Populärkultur kann aus Subkultur entstehen und gegen das Elitäre oder “Vorherrschende” rebellieren. Subkultur findet ihren Platz in offenen Räumen – solchen, wie das Web.  Das Web dient als Nährboden der Menschen, die sich Offenheit, Toleranz und Grenzenlosigkeit wünschen.

„Das Web dient als Nährboden der Menschen, die sich Offenheit, Toleranz und Grenzenlosigkeit wünschen.“

Eine Definition für Populärkultur kommt von Christoph Jacke (2004, S. 21) und lautet: Populärkultur kann „insgesamt als kommerzialisierter, gesellschaftlicher Bereich verstanden werden, die Themen industriell produziert, massenmedial vermittelt und durch zahlenmäßig überwiegenden Bevölkerungsgruppen mit Vergnügen genutzt und weiterverarbeitet wird.“

Sicherlich ist diese Illustrierung sehr weit gefasst und betrifft somit zahlreiche Phänomene der Mediengesellschaft. Die Definition umfasst im Kern den Punkt der Viralität, also die „virusähnliche“ und somit schnelle Verbreitung. Die Aussage über Kommerzialisierung und industrielle Produktion funktioniert bei Memes hingegen nur bedingt.

Etwas zu produzieren, was viele Menschen bewegt und begeistert, ist wohl Ziel der ökonomischen Wirtschaft. Internet-Hits werden aber gerade wegen der einfachen Nachahmung und der emotionalen Nähe von “Produzent” und “Konsument” viral. Kein Marketing-Erlebnis kann diesen Umstand reproduzieren. Die Netzkultur entwickelte eine eigene Sprache mit Abkürzungen wie LOL, ROFL oder AFK, um nur ein paar zu nennen, Stars (Grumpy Cat) und Memes.

Ein sogenanntes Meme, eine soziale Idee, wird zu einem viral-verbreiteten kulturellen Symbol. Ein Meme animiert die Menschen, mitzumachen. Weil Memes unmittelbar zugänglich, unterhaltsam und leicht nachzuahmen sind, tun die Leute es auch. Sehr oft und liebend gerne.

Am Beispiel des Oscar-Selfies (während der Oscar-Verleihung ging Moderatorin Ellen DeGeneres mit Smartphone ins Publikum und rief Bradley Cooper und andere Stars zum Selfie auf) kann man ein virales Internet-Phänomen leicht erklären: es ist verständlich, löst eine “One-Click”-Emotion aus und erfüllt auch sonst alle Eigenschaften, die ein Bild/Trend/Thema bräuchte um den Impuls auszulösen, es anderen zu zeigen oder nachzumachen. Zwar hat hier die massenmediale Verwertung der Promis zur übermäßig schnellen Verbreitung geführt, was aber nicht heißt, dass du und ich keine solche Reaktion auslösen können.

Am Anfang steht immer ein spezifisches Ereignis, eine Situation, eine Berichterstattung – einfach eine kulturelle Information – welche eine Emotion hervorbringt, die die Person dazu bringt, es öffentlich kundzugeben. Danach speichert man diese Information ab, sei es analog im Gehirn oder auf einem digitalen Speichermedium. Im nächsten Schritt findet eine Selektion statt: Man entscheidet sich, diese Information weiterzugeben oder nicht. Das kann 1:1 passieren. Also die Information wird nicht verändert, oder die Person gibt ihren eigenen Kontext hinzu.

Die meisten Personen entscheiden sich, ihren eigenen „Remix“ zu gestalten und geben die Information abgewandelt, mit bereits vorhandenen Informationen, weiter. Durch diesen Prozess entstehen verschiedene Versionen der ursprünglichen Information, in denen sich oftmals Referenzen aus der Popkultur befinden, da diese breit in der Öffentlichkeit verankert sind. Am Ende dieses Prozesses angelangt, beginnt der Kreislauf von
vorne.

Es findet ein ständiges reproduzieren von Dingen die es bereits gibt statt, was nach den Regeln der Populärkultur spielt. Weil die Menschen aber über ihr Schaffen sprechen und darüber diskutieren, kommt die Veränderung ins Spiel und das soll auch so sein. Eine einfache Informationsweitergabe ohne Hinterfragen ist kritisch zu betrachten.

Man muss dieser Kunstform viel Sympathie entgegen bringen. Jeder hat die Möglichkeit, an einem Meme mitzuwirken und es weiter zu verbreiten. Es macht Spaß, sich in einer Community von Gleichgesinnten zu bewegen und das Web als Mittel und Zweck zu nutzen und Reichweite und Fans zu generieren. Man wird aktiv zum Künstler, anstatt nur in die Konsumentenrolle zu schlüpfen. Diese Befähigung wirkt als gesellschaftspolitische, demokratiefördernde Kraft, welche als ganz besondere Kommunikationsform eine wichtige Rolle innehat.

Photo Credit: By Iamlilbub (Own work)

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