An die zahlreichen Spender,
vielen Dank für Ihre Unterstützung! Zach Braff, Spike Lee und Veronica Mars sind glücklich! Durch Ihre 20 Euro haben Sie den Unterschied gemacht!
Natürlich, Spike Lee musste Ihnen für eine erfolgreiche Kampagne weder Filmtitel noch -plot geben, während Zach Braff strahlend vor die Medien trat, sich seinen von Ihnen finanzierten Film von Focus Features abkaufen ließ und damit sein Vermögensportfolio um eine goldene Nase erweiterte.
Aber das ist alles Teil der Sache. Eine Ausschüttung an die Spender war nie vorgesehen, das wissen Sie auch. Kein Problem, immerhin kommt das versprochene, signierte Poster bestimmt bald. Es ist Ihnen absolut klar, dass Kickstarter für alle kreativen Köpfe ist, nicht nur die kleinen. Und Sie argumentieren, dass, wenn die Leute zu bezahlen bereit seien, dann sei doch alles legitim.
Stimmt. Dann wissen Sie natürlich auch, dass Zach Braff und Spike Lee nur die Ersten waren. Sie wissen, dass sich der nächste Millionär bereits Gedanken darüber macht, wie er sein Risiko verringern kann, indem er Ihnen, mithilfe eines schicken Videos mit der Individualität eines Keksausstechers, einen noch nicht existierenden Film andreht und nach dem Kreativ-werden-nur-bei-Vorkasse-Prinzip das Messer an Ihre nach dem neuesten Meisterwerk lechzende Kehle setzt, denn eigentlich lebt es sich ganz okay mit kreativem Stockholm-Syndrom.
Was Ihnen auch klar ist: Es gibt keine echte Hürde für Unternehmen, hier einzusteigen und sich die Einfachheit zunutze, beziehungsweise den Konsumenten direkt zum Startkapitalgeber, zu machen. Sie wissen, dass Unternehmen das theoretisch für alle ihre Produkte nutzen könnten. Sie wollen eines der zehn neuen und streng exklusiven Produkte vom Sportartikelhersteller? Zum Early-Bird-Preis von 650 Euro gibt es die smarten GPS-Laufschuhe, die Sie nie probieren durften, vielleicht in 4, 12 oder 24 Monaten erhalten und die, wenn Sie nicht bald die Kohle herausrücken, unter Umständen in der Ideenschublade landen, woran Sie dann wiederum selbst Schuld sind. Sie haben ja nicht bezahlt. Und ohne Pre-Funding geht hier gar nichts mehr.
Sie wissen, dass Kickstarter dadurch ein Werkzeug der Professionellen wird. Vielleicht heißen Sie das auch gut. Endlich werden die kleinen Kreativlinge verdrängt, die meinen, sie könnten ihr Projekt auch ohne hochauflösende Profivideos und Portrait-Fotoshootings bewerben. Endlich können auf Kickstarter aufwendige, professionell gefertigte Gegenstände erworben werden. Sie entscheiden sich bewusst gegen den lächerlich-mickrigen Filmstudenten, der meint, mit seinen 20.000 Euro das nächste große Dokumentarfilmmeisterwerk zu drehen. Das soll der mal besser denen überlassen, nach denen ein Hahn kräht.
Ohne Sie wäre das nie möglich gewesen
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