Kochen, aufregendes Foto vom Resultat knipsen und ab damit ins Internet: das ist, kurz gesagt, was hinter dem Begriff des Food-Bloggings steckt. Food-Blogs sind sogenannte Weblogs. Darunter versteht man tagebuchartig geführte Webseiten, die meist von Privatpersonen betrieben werden und von bestimmten Themen handeln. Im Falle der Food-Blogs dreht sich dabei alles rund ums Essen. Ihr Konzept ist allerdings nicht wirklich neu, bereits 1997 tauchten die ersten Food-Blogs in den USA auf, damals noch ohne diese Bezeichnung und in etwas anderem Stil. Der Durchbruch kam jedoch einige Jahre später. In den vergangenen zehn Jahren hat Food-Blogging eine neue Dimension erreicht. Unzählige Internetnutzer weltweit haben sich seither dazu entschieden, selbst zum Food-Blogger zu werden, was dazu führte, dass inzwischen abertausende Blogs dieser Gattung existieren. Allein in Österreich gibt es mittlerweile etwa 300 Blogs zu diesem Thema. Food-Blogging entwickelt sich demnach zum wahren Volkssport. Ein Volkssport, welchen wir mittlerweile nicht mehr nur als Hobby, sondern vielleicht auch als Geschäftsmodell ansehen können.
Viele Food-Blogs benötigen auch viele Leser. In vielen Fällen ist es die persönliche Note, die die Leser von Food-Blogs zum Lesen animiert. Das Besondere an Food-Blogs ist, dass es nicht nur um die Rezepte oder Beiträge geht, sondern auch um die Erfahrungen, die der Blogger mit den verwendeten Zutaten, Kochvorgängen, Utensilien etc. macht und mit anderen teilt. Durch dieses Überlassen von Gedanken und Erfahrungen erhält der Leser das Gefühl, dass das Rezept auch für ihn „nachkochbar“ ist. Zudem können sich Leser und Autor austauschen, Fragen stellen oder Ratschläge erteilen. Food-Blogs könnte man demnach in gewisser Weise auch als lebendiges Kochbuch bezeichnen. Die Motivation vonseiten der Leser ist also verständlich, was bewegt jedoch die Blogger selbst dazu, einen Food-Blog zu führen? Die wohl häufigste Intention und Motivation zum Starten und Führen eines Food-Blogs ist wohl die Leidenschaft für das Thema. Oft kommt hinzu, dass die Blogger auch von Grund auf Spaß am Schreiben haben und sich selbst einen Namen in dieser Szene verschaffen möchten. Es spielt also keine Rolle, wie talentiert, professionell oder erfahren jemand ist, jeder kann und darf einen Food-Blog führen. Food-Blogging kann also in erster Hinsicht als Hobby angesehen werden. Bei ausreichender Qualität und dem dadurch gewecktem Interesse zahlreicher Leser kann aus diesem Hobby aber auch die Möglichkeit geschaffen werden, Geld zu verdienen.
Food-Blog ist nicht gleich Food-Blog
Die Inhalte von Food-Blogs können sich sehr stark unterscheiden. Die meisten Food-Blogger legen ihren Fokus auf die Veröffentlichung von Rezepten. Jedoch gibt es auch Blogger, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diverse Restaurants zu besuchen und Bewertungen über diese in ihren Blogs zu veröffentlichen. Ein österreichisches Beispiel hierfür wären etwa Die Frühstückerinnen (diefruehstueckerinnen.at), welche bereits etliche Frühstückslokale in ganz Österreich besucht haben und über ihre Erfahrungen dort berichten. Wieder andere testen und bewerten in ihrem Blog erworbene Lebensmittel, wie etwa der österreichische Blog proBIER. Der Name ist dabei Programm: die Blogger haben bereits unzählige heimische, aber auch ausländische Biere verkostet und ihre Meinung darüber in ihrem Blog veröffentlicht. Mischungen aus einzelnen oder allen genannten Inhaltsvarianten sind ebenso häufig anzutreffen. Zudem gibt es gewisse Nischen-Blogs, welche beispielsweise die vegetarische Küche bearbeiten (kraut-kopf.de) oder speziell Rezepte für Kinder sammeln (tiny-spoon.com). Teilweise findet man auch Blogs, die sich nur mit einem einzigen Thema auseinandersetzen, wie zum Beispiel der deutsche Blog Perfekte Pizza, in dem alle Beiträge nur der Frage nachgehen: Wie kann ich eine perfekte Pizza backen? Je nach Interesse der Betreiber können Blogs derselben Kategorie also auch sehr unterschiedlich aufgebaut werden.
Food-Blogs als Geschäftsmodell
Die Möglichkeiten, mit Food-Blogs Geld zu verdienen, sind vielfältig, zum überwiegenden Teil stellt jedoch Werbung die Haupteinnahmequelle dar. Wichtig ist dabei natürlich eine hohe Reichweite des Blogs, um möglichst viele Personen mit der platzierten Werbung konfrontieren zu können. Die einfachste Variante, Einnahmen aus dem Blog zu generieren, ist die Bannerwerbung. Dies geschieht, je nach Umfang und Professionalitätsanspruch des Blogs, entweder in Eigenregie oder über Werbenetzwerke, die als Vermittler zwischen Websitebetreiber und Werbenden fungieren, allerdings auch eine entsprechend hohe Reichweite voraussetzen. Ist diese nicht vorhanden, bieten allgemeine Ad-Server wie beispielsweise Google AdSense eine Alternative. Sie bringen zwar verhältnismäßig weniger ein, sind jedoch auch mit geringerem Aufwand verbunden. Ein Nachteil der Bannerwerbung ist vor allem die sinkende Akzeptanz sowie die damit verbundene steigende Verbreitung von Ad-Blockern, welche die Einblendung von Bannern unterdrücken. Zudem ist meist auch die Optik dieser Form der Werbung nicht besonders ansprechend, da der Blogger keinen Einfluss auf das Design der Banner hat. Blinkende Lichter, unästhetische Farbkombinationen oder stillose Animationen können daher auch nicht beanstandet werden.
Eine Alternative zu Bannerwerbung stellt Affiliate-Marketing dar. Dabei handelt es sich um eine Art Vermittlungspartnerschaft, also eine Art Merchandising, zwischen dem Betreiber einer Website oder eines Blogs und Online-Verkäufern. Eine Möglichkeit der Vermittlung wäre etwa, wenn ein Blogger im Rahmen seines Blog-Posts einen oder mehrere Links zur Website des Verkäufers setzt. Beispielsweise könnte hier ein Food-Blogger im Rahmen seiner Rezeptbeschreibung erwähnen, welche Messer oder Küchenhelfer er verwendet. Die Nennung des Produktes verlinkt er mit der Webseite oder sogar dem Online-Shop des Messerherstellers. Klickt ein Blog-Leser daraufhin auf diesen Link und kauft dort dieses Messer, erhält der Betreiber des Food-Blogs eine entsprechende Provision.
Die beliebteste Variante, um Geld mit Food-Blogs zu verdienen, sind jedoch bezahlte Inhalte bzw. Advertorials. Hierbei wird die Werbung für bestimmte Produkte von Bloggern direkt in einen Blog-Post als natürlicher Text eingebaut. Beispielsweise könnte ein Food-Blogger bei der Zutatenliste bestimmte Marken nennen oder Produkt- bzw. Restauranttests für spezifische Unternehmen durchführen, die im Gegenzug Geld dafür bezahlen. Diese Art der Werbung ist für den Leser weniger offensichtlich als zum Beispiel Bannerwerbung. Dadurch wird sie eher akzeptiert und womöglich sogar als hilfreich angesehen, da etwa durch die Nennung des spezifischen Produktes durch den Blogger das Rezept vom Leser exakt nachgekocht werden kann. Zum Problem kann es allerdings werden, wenn ein oder mehrere Blog-Leser diese Strategie durchschauen. In vielen Fällen ruft dies Vertrauensverlust oder Unglaubwürdigkeit beim Leser hervor, da für diesen nun nicht mehr die persönliche Leidenschaft des Bloggers, sondern eher dessen kommerzielle Absichten im Vordergrund stehen. In diesem Fall kommt es meist dazu, dass der Leser sinkendes Interesse an diesem Food-Blog zeigt und in Zukunft Alternativen bevorzugt. Aber auch dem Betreiber des Food-Blogs selbst sollte bewusst sein, dass durch bezahlte Inhalte eine gewisse Abhängigkeit vom geldgebenden Unternehmen entsteht. Der Blog wird eher zur Werbefläche – anstelle eines freien Meinungsportals.
Eine weitere Möglichkeit, Geld durch Food-Blogs zu erwirtschaften, stellt der Verkauf von Kochbüchern dar. Dabei werden im Blog veröffentlichte Rezepte als gebundene oder elektronische Ausgabe verkauft. Diese Option haben jedoch bisher die wenigsten Food-Blogger getestet, was womöglich mit dem doch sehr hohen Aufwand für die Erstellung des Buches und der hohen Konkurrenz am Kochbuchmarkt zusammenhängt.
Obwohl bezahlte Inhalte aufgrund ihrer geringen Aufdringlichkeit und dem hohen Maß an Individualisierbarkeit bei Food-Bloggern am beliebtesten sind, wird Bannerwerbung dennoch am häufigsten eingesetzt. Der Grund ist deren Effektivität. Das zeigt sowohl das Ergebnis einer Umfrage mit fast 700 Food-Bloggern, durchgeführt von den Organisatoren der International Food Blogger Conference, als auch das nachfolgende Beispiel des amerikanischen Food-Blogs pinchofyum. Dabei handelt es sich um einen finanziell erfolgreichen Food-Blog, dessen Betreiber monatlich Einblicke in ihre Einkünfte durch den Blog sowie die Quellen geben. Diesen zufolge generiert das Blogger-Ehepaar durchschnittlich gut 20.000 US-Dollar pro Monat. Mittlerweile hat die Ehefrau bereits ihren Job aufgegeben und das Bloggen zum Beruf gemacht. Knapp die Hälfte der Einnahmen stammt laut eigenen Angaben aus Bannerwerbung, wobei nur etwa 700 Euro durch Google AdWords erwirtschaftet wurden. Rund ein Drittel der Gesamteinnahmen von pinchofyum stammt aus Affiliate-Marketing. Bezahlte Artikel und Advertorials sind durchschnittlich für ein Viertel ihres finanziellen Erfolgs verantwortlich. Die restlichen Einnahmen stammen vor allem aus dem Verkauf von E-Books, welche die Autorin im Rahmen des Food-Bloggings verfasst hat.
Hinter einem erfolgreichen Food-Blog stecken allerdings auch sehr viel Zeit, Aufwand, Leidenschaft und Know-how. Ständige Aktualisierungen, Vernetzung in sozialen Netzwerken (Pinterest ist die wichtigste Quelle von pinchofyum) und fremden Blogs, hochwertige Fotos, ansprechende Texte und nicht zuletzt Freude am ständigen Kochen sind der Grundstein für erfolgreiche Food-Blogs. Bei pinchofyum trifft wohl all das zusammen. Durch hohe Qualität und Engagement hat es dieser Blog geschafft, durchschnittlich 1,5 Millionen Besucher pro Monat zu erzielen. Mit dieser Reichweite lässt sich einiges machen, was Werbung oder Ähnliches angeht. Dennoch handelt es sich, was den Erfolg angeht, bei pinchofyum eher um eine Ausnahmeerscheinung. Die Tatsache, dass es bisher keiner der 300 österreichischen Food-Blogger geschafft hat, sich damit den Lebensunterhalt zu verdienen, zeigt, dass es sich bei Food-Blogs nicht automatisch um eine Goldgrube handelt.
Mittlerweile gibt es im Web unzählige Anleitungen (auch von pinchofyum), wie man mit Food-Blogs Geld verdienen kann. Es ist auch nichts daran auszusetzen, wenn Betreiber von Food-Blogs versuchen, ihren Aufwand durch Schaltung von etwas Werbung gering zu halten oder sogar hoffen, von ihrer Leidenschaft leben zu können. Steht am Beginn allerdings rein der finanzielle Erfolg ohne Begeisterung für das Thema selbst, widerspricht das der eigentlichen Idee von Food-Blogs. Vermutlich wird aber der aufmerksame Leser durch die Qualität der Inhalte schnell erkennen, welches Ziel der Blog verfolgt und ihm dann kaum durch regelmäßige Besuche zum Erfolg verhelfen. Denn schlussendlich sind es die Leser, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Quellen:
http://www.epikur- journal.at/de/ausgabe/detail.asp?id=466&art=Artikel&tit=Der%2520kulinarische%2520Jour nalismus%2520und%2520Food%2520Blogs
http://foodblogger.at/blogger-liste/
http://www.selbstaendig-im-netz.de/2014/11/12/blogs/tipps-fuer-erfolgreiche-food-blogs-und-ein-blick-hinter-die-kulissen-interview/
http://pinchofyum.com/february-traffic-and-income-report
http://www.thegap.at/creativestories/artikel/you-blog-my- world/?fb_action_ids=1100473783305521&fb_action_types=og.comments
http://www.foodista.com/blog/2012/04/03/the-results-are-in-from-the-first-state-of-food-blogging-survey
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