Intelligente Revolution

Magdalena Bieregger

Die wahrscheinlich größte Revolution aller Zeiten steht uns mit der Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz bevor. Den Aussagen namhafter Forscher in diesem Gebiet nach, wird sie einen größeren Einfluss auf unser Leben haben als die Erfindung des Computers, des Internets und des Mobiltelefons zusammen.

Praktisch alle Bereiche unseres Lebens werden zunehmend durch neue Technologien „digitalisiert“. Dabei denken die wenigsten daran, dass in jeder Sekunde Milliarden von Daten erhoben, ausgewertet und für unterschiedlichste Zwecke verwendet werden. Zurzeit werden diese Daten im Ramen der Forschung zu Künstlicher Intelligenz (KI) genutzt. Mithilfe dieser Masse an Daten sollen autonom lernende Algorithmen innerhalb kürzester Zeit mehr und mehr Wissen generieren können.

In dieser Zeit der erneuten „industriellen“ Revolution stellen wir oft Fragen über künftige Auswirkungen, bis hin zu manchen Ängsten und Unsicherheiten. Wird der technologische Fortschritt eines Tages den Menschen übertrumpfen können?

Wichtige Hinweise liefert dafür zum Beispiel der jüngste US-amerikanische Wahlkampf, bei dem mithilfe genauester Microtargetings vollständige Profile über Bürger erstellt wurden, um diese dann mit den richtigen Aussagen umzustimmen. Mittlerweile wissen wir, dass die Mehrheit der Amerikaner und Europäer Nachrichten und speziell solche von politischer Natur, über Facebook beziehen.

Viele Personen sehen in Facebook vor allem eine harmlose Kommunikationsplattform. Tatsache ist aber auch, dass diese intelligenten Algorithmen oft mit Daten von Facebook gespeist werden.

Schließlich sind die über uns gesammelten Informationen die Grundlage dafür, zu welchen „intelligenten“ Schlüssen ein Programm gelangen kann. Forscher der Cambridge-Universität haben herausgefunden, dass mit nur 10 gemachten Likes Facebook unsere Person besser einschätzen kann als ein Arbeitskollege. Das Geschäftsmodell von Facebook ist eben nicht mehr die Kommunikationsplattform an sich oder den Nutzer mit allen relevanten Informationen zu versorgen. Das aktuelle Geschäftsmodell von Facebook sieht vor, den Nutzer so lange es geht auf der Plattform zu behalten damit möglichst viele Informationen über ihn gesammelt werden können, um anschließend gezielt personenbezogene Werbung zu schalten oder diese anderweitig zu verwenden. Die Inhalte, die wir auf Facebook sehen wollen, sind dabei nicht nur diejenigen die relevant und wichtig sind. Auch sind es nicht nur diejenigen, die uns zeigen, was auch tatsächlich in der realen Welt passiert. Im Gegenteil, Facebook versorgt uns in erster Linie mit Informationen, die mit der Wirklichkeit nur bedingt etwas zu tun haben. Es sind unterhaltsame, lustige Inhalte und Memes die wir gerne weitererzählen und mit unseren Freunden teilen. Auch skandalöse Fake News teilen wir gerne. Diese erhalten mittlerweile sogar mehr Aufmerksamkeit als alle anderen renommierten Zeitungen und Quellen. Denn die Information, dass beispielsweise der Papst Donald Trumps Kandidatur unterstützt und dazu auch ein Statement veröffentlicht, ist nun mal interessanter als wenn der Papst Donald Trumps Kandidatur nicht unterstützt. In den letzten entscheidenden 3 Monaten vor der US-Wahl haben genau solche Fake News mehr Aufmerksamkeit erhalten als alle anderen renommierten US- amerikanischen Zeitungen zusammen. So sieht man, wie dramatisch dieser intelligente Facebook- Algorithmus nicht nur die Nachrichtenwelt, sondern auch die wirkliche Welt verändert.

Unendlich viele neue Möglichkeiten werden unserer Generation auch hier in Oberösterreich zur Verfügung stehen. Beispiele dafür sind Drohnen, die in Echtzeit Problemsituationen im Verkehr erkennen und selbstständig um Hilfe rufen. Intelligente Schulbücher, die jeden Blick des Lesers kontrollieren und analysieren um daraus zu schließen, ob der Leser den Text auch wirklich verstanden hat – damit bei Bedarf automatisch Erklär-Videos eingeblendet werden können. Neue medizinische Erkenntnisse über unsere Gesundheit, welche mittels intelligenter Forschung erreicht wurden, werden uns ein längeres Leben ermöglichen. Aber die Datenauswertung des Big Data kann noch mehr, denn auch die Sicherheit vor Kriminalität und Terror kann erhöht werden. Und doch, sind dies nur wenige Beispiele für die unendlichen Einsatzmöglichkeiten neuer Technologien, wie der Künstlichen Intelligenz.

Sowohl die durch Social-Media-Algorithmen erhöhte Transparenz und somit Kontrolle über den Menschen, als auch die befürchtete Weltherrschaft, suggeriert in der Zeichentrickserie „Pinky und der Brain“, wurden bereits vor Jahrzehnten in Science-Fiction Büchern beschrieben und ausgedacht. Zu diesen utopisch futuristischen Vorstellungen zählt beispielsweise auch, dass intelligente selbstlernende Algorithmen unsere menschlichen Fähigkeiten übertreffen, Roboter unsere Arbeitsplätze übernehmen oder auch Kontrolle über das menschliche Leben erlangen.

Blickt man ein wenig zurück, erkennt man, dass es nicht immer unbekannte und neue Entwicklungen sind mit denen wir konfrontiert werden. Tatsächlich hat es immer schon Fantasien, Visionen und Zukunftsvorstellungen gegeben die in der Vergangenheit oft in geradezu unheimlicher Weise vorausahnten, was wir heute umsetzen. Bestes Beispiel dafür ist die Kultserie „Zurück in die Zukunft“ aus den 80iger Jahren. Ob 3D Filme, Internetkommunikation, schwebende Autos, intelligente Kleidung oder personifizierte Wohnungstüren, heute sind viele „alte“ Zukunftsvisionen wahr geworden, denn all unsere Visionen tendieren dazu verwirklicht zu werden. Das zeigt uns nicht nur, dass unsere „Probleme“ gar nicht so neu sind, sondern beweist auch, dass sich technologische Entwicklungen immer eng mit den bestehenden menschlichen Problemkreisen verknüpft sind.

Gelockt von den Bedürfnissen der zunehmend digital funktionierenden Gesellschaft aber auch den erhofften, wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteilen wird immer weiter an neuen Technologien und Algorithmen geforscht. Zukünftig können wohl auch immer intelligentere automatisierte Roboter einen gewissen Teil unserer heutigen Jobs übernehmen, etwas dem wir nicht besorgt, sondern aufgeklärt gegenüberstehen sollten.  Vor allem Routinearbeiten oder Dienstleistungen bieten sich für eine zukünftige Automatisierung an. Das kann im besten Fall bedeuten, dass der Mensch in Zukunft weniger stupide Wiederholungen durchführen muss und sich neue Berufe in andere Bereiche verlagern. Von weniger handwerklichen- zu mehr wissenschaftlichen, künstlerischen sowie digitalen Berufen. Zeitgleich wird uns mehr Annehmlichkeit als auch Wohlstand widerfahren, sowie die Möglichkeit, in der übrigen Zeit anderen Tätigkeiten nachzugehen, wie etwa die Planung des Weltfriedens durch bedingungsloses Grundeinkommen.

Die heutigen Fantasien, Visionen und Zukunftsszenarien sind also keineswegs nur zu fürchten. Innovation geht mit Evolution und den sich anpassenden Bedürfnissen einher, was durchaus eine Vielzahl an Vorteilen mit sich bringt. Wenn wir den Blick auf den Kontext unserer Geschichte also nicht verlieren, können wir mit aufgeklärtem Wissen und ohne Angst, auf diese neue Ära gespannt sein.

Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz – KI

1950 – Alan Turing
Der britische Informatiker entwickelt den nach ihm benannten Test. Er soll ermitteln, ob eine Maschine denken kann wie ein Mensch. Ein russischer Chat-Roboter soll ihn 2014 erstmals bestanden haben.

1956 – Dartmouth-Konferenz
Experten einigen sich auf den Begriff „Künstliche Intelligenz“. Der Rechner IBM 702 dient ersten Forschungen.

1974 – Erster KI-Winter
Katerstimmung bei den Forschern: Die Fortschritte bleiben hinter den Erwartungen zurück. Computer sind zu langsam, ihre Speicher zu klein, um die Daten von Bildern oder Tönen zu verarbeiten. Budgets werden gestrichen, erst ab 1980 geht es wieder voran.

1997 – Deep Blue
Der Supercomputer von IBM siegt im Schachduell gegen Weltmeister Garry Kasparov. Die Maschine bewertete 200 Millionen Positionen pro Sekunde.

2005 – Ray Kurzweil
Der KI-Forscher sagt in einem Buch für das Jahr 2045 den Moment der „Singularität“ voraus: Die Rechenleistung aller Computer erreicht die aller menschlichen Gehirne.

2014 – KI-Boom
Ein Google-Programm beschreibt präzise in ganzen Sätzen, was auf Fotos zu sehen ist. Nahrungsmittelkonzern Nestlé kündigt an, 1000 sprechende Roboter namens Pepper in seinen Kaffeeläden in Japan als Verkäufer einzusetzen. Physiker Stephen Hawking warnt: KI könne eines Tages superschlau werden – und die Menschheit vernichten.

2017 – Machine Learning
Depressionsneigungen – werden in Echtzeit analysiert. Eine Studie der Universität Florida bestätigte das eine Künstliche Intelligenz mit bis zu 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit herausfinden kann, wer aus einer Risikogruppe innerhalb der nächsten zwei Jahre einen Suizidversuch unternehmen wird.

2045 – Die Roboter- Revolution?
Computer sind schlau wie Menschen – und machen sogar Witze. Fabriken, Verkehr und Landwirtschaft sind nahezu komplett automatisiert.

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