Understanding Open Design

Melanie Hofer

Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen (Aristoteles). Seit Jahrhunderten ist Wissen die Grundlage der Entwicklung der Menschheit. Heute gehen wir soweit zu sagen, dass von der Gesellschaft als Informations- bzw. Wissensgesellschaft gesprochen werden kann. Wissen in Form von Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern den Wohlstand. Hierbei stehen zwei menschliche Grundbedürfnisse der Existenz zueinander in Beziehung. Zum einen der Wohlstand und zum anderen das Bedürfnis nach Schönheit und Glück. Wachsen nun diese Bedürfnisse, wächst auch das Bedürfnis nach kultureller Entfaltung und Selbstverwirklichung. Der eigenen Kreativität und der kreativen Leistungen anderer wird immer mehr Bedeutung zugemessen. Die Gesellschaft hat somit ein Interesse an der Produktion und Verarbeitung von Information und Wissen, sowie an der Förderung der Kreativität und Innovation.

Die Digitalisierung und das Internet prägen das 21.Jahrhundert. Nun ist es möglich, sich miteinander zu vernetzen, digitale Inhalte zu produzieren und diese schnell und kostengünstig zu verarbeiten. Ganz in der Tradition vorangegangener Medienformen wie Buchdruck, Fotografie oder Film, geht damit eine Vereinfachung der Produktion von – nunmehr digitalen – Inhalten ebenso einher wie eine weitaus leichtere Verfügbarkeit. Diese Steigerung von Effizienz und der Möglichkeit, mit der ganzen Welt zu kommunizieren, ermöglicht kreativen und innovativen Menschen mit neuen Formsprachen zu experimentieren. So entstehen neue Bewegungen in der Gesellschaft. Eine davon ist Open Design, bei der Begriffe wie Remix, das Zusammenfügen, Verändern oder Bearbeiten im Vordergrund stehen.

Open Design ist also Ausdruck unserer veränderten Kommunikations- und Produktionsverhältnisse. Eine solche Kultur bedingt aber nicht nur gleichermaßen eine Weiterentwicklung ökonomischer und künstlerischer Prozesse, sondern sie bewirkt auch ein verändertes Verständnis vom Wert der „Waren“, die wir produzieren. In einer beschleunigten und produktiver gewordenen Welt macht Open Design den Aspekt des Teilens oder den Überfluss digitaler Produkte nicht nur zum Thema, sondern versucht dafür eine Strategie zu entwickeln.

Open Design und Creative Commons Lizenzen

Open Design basiert auf der Verwendung von Creative Commons Lizenzen. Creative Commons setzen sich für Lösungen ein, die auf dem bestehenden Urheberrecht aufbauen. Creative Commons stehen für standardisierte Lizenzen. Sie erlauben dem Urheber, sein Werk für bestimmte Nutzungsarten freizugeben. Dabei muss kein individueller Lizenzvertrag ausgehandelt oder ganz auf das Urheberrecht verzichtet werden. Piktogramme auf den Werken machen klar verständlich, welche Nutzungen erlaubt sind und welche nicht. Die Verbreitung und Nutzung von Werken soll durch Creative-Commons-Lizenzen vereinfacht werden. Kulturelle und innovative Entwicklungen sollten gefördert werden.

Überblick über CC-Lizenzen:

CCO: Diese Lizenz täuscht eine Public Domain (d.h., dass Jedermann es ohne irgendwelche Einschränkungen verwenden kann) vor. Es werden meist öffentliche Inhalte von Städten unter einer CCO Lizenz vertrieben.

CC-By: Hierbei muss der Name des Urhebers genannt werden, wenn die Inhalte weiterverwendet werden.

CC-BY-SA: Die CC By Share Alike Lizenz stellt die Voraussetzung, dass die generierten Inhalte, die weiter verwendet/-ändert wurden, wieder für andere zugänglich gemacht und unter einer freien Lizenz gestellt werden. Ein Beispiel hierfür wäre Wikipedia.

CC-BY-NC: Die CC By Non Commercial Lizenz besagt, dass man mit jenen Inhalten die man weiterverwendet kein Geld verdienen darf.

CC-BY-ND: Bei dieser Lizenz muss man den Namen des Erstellers nennen und darf keine weitere Bearbeitung oder Modifizierung durchführen. Ein Beispiel wären Gesetzestexte, bei denen jedes Wort zum Verständnis des Gesamten äußerst wichtig ist und demnach nicht verändert werden sollte. Es dienst zur Absicherung und Schutz der Personen.

Für kreative Menschen birgt dies eine neue Möglichkeit, von der Weitergabe ihres Wissens zu profitieren. Es gibt viele Stimmen, die sagen, dass die Remix-Kultur einen ressourcenschonenderen Umgang mit Produkten schafft. Denn man kann sagen, dass durch die Möglichkeit der Wiederverwendung der Informationen und die Verwertung alter Rohstoffe, neue Ideen entstehen können, ohne dafür Ressourcen zu verschwenden. Zugleich ist die Anschaffung von Maschinen für diese Remix-Kultur durchaus kostenaufwendig und nicht immer ressourcenschonend. Ein eigener 3D-Drucker vermindert zwar lange Transportwege von Waren, ist aber im Betrieb durchaus verbrauchsintensiv.

Weitere Vorteile des Open Designs lassen sich an den neuen Formen von Kooperation und Kollaboration erkennen. Diese bilden flache, netzwerkartige Strukturen, sodass kreative Lösungen somit schnell und einfach weitergegeben werden können. Weil die Struktur der Inhalte transparent gehalten wird, können KonsumentInnen auch wieder verstehen, anstatt nur die hübsche Umsetzung anzuschauen.  Geschlossene Prozesse fördern Monopole. Openness fördert Diversität und Kreativität. Schlussendlich bekommt man mehr heraus, wenn man Ideen, Dinge, etc. hergibt. Jeder kann auf den Ideen des anderen aufbauen und diese neu entwickeln. Dabei ist nun eine veränderte Einstellung und Denkweise, in der nicht nur mehr Geld, sondern das Teilen und Weiterentwickeln das Glück bringt, notwendig.

Das Entscheidende ist demnach, Inhalte zu präsentieren, die gefallen und die Aufmerksamkeit wecken. Indem man sich austauscht und miteinander ins Gespräch kommt, können neue und innovative Ideen entstehen und wertvolle Ideen werden sichtbar. Damit schafft man sich einen Namen, bleibt im Gedächtnis und wird weiterempfohlen (Mundpropaganda). Aufmerksamkeit zu schaffen ist die Grundlage für weiteren Erfolg und schlussendlich dient es dazu, Geld verdienen zu können. Durch das Internet und die Kostenloskultur im Netz, ist es für NutzerInnen immer wichtiger geworden, zuerst die Inhalte zu sehen, bevor man sie kauft. Das Entscheidende ist jedoch, sich von dem Modell zu verabschieden, indem ein Produkt 100% kostet, und ein Modell entwickelt, bei dem man nur für einen Teil (10-1%) überhaupt noch Geld verlangt. Digitale Güter kosten nur einen Bruchteil in der Vervielfältigung. Man kann diese billiger verkaufen und wird trotzdem „reich“. Es geht demnach nicht um das Netzwerken nach altem Muster, sondern darum, weltweit präsent zu sein und das geht wiederum nur dank des Internets. Das Offenlegen und demnach präsent sein ist die Grundlage für weiteren Erfolg.

Open Design Best Practice

Was braucht man nun, um mit seiner Idee Erfolg zu haben? Im nächsten Abschnitt gehe ich auf jene Punkte ein, die entscheidend für eine positive Umsetzung des Open Design-Gedankens sprechen.
Aufmerksamkeit für das Werk zu schaffen ist dabei einer dieser Schritte. Die Veröffentlichung im Netz ist der erste entscheidende Schritt in Richtung Open Design. Dabei ist es wichtig, sich für eine der vielen Plattformen zu entscheiden, auf der man sich mit einer Community austauschen, voneinander lernen und seine Ideen teilen kann. Thingiverse ist eine solche Online-Plattform zum Austausch. Hier geht es primär um den Tausch von Anleitungen für den 3D-Druck. Angefangen von Vasen, Bausteinen oder Handgranaten können alle Anleitungen von den Nutzern frei heruntergeladen, verwendet und verändert werden. Ifixit ist eine ähnliche Plattform, auf der Anleitungen und Baupläne für verschiedenste Reparaturen veröffentlicht werden können. Auf der bekannten Fotoplattform Flickr können Fotos ausgetauscht werden. Viele dieser Fotos sind frei zu verwenden und laufen unter einer Creative Commons Lizenz (siehe CC-Lizenzen im oberen Bereich des Artikels). Open Web Design ist eine Webseite für die Erstellung von Webseiten. Freie Templates werden neben Informationen über das Webdesign angeboten.

Im zweiten Schritt sollen dem/der KonsumentIn selbst überlassen werden, ob bzw. wie viel sie für Teile des Werkes bezahlen wollen. Mehrere Optionen schaffen dafür mehr Akzeptanz. Die Möglichkeit das Werk online gratis anzusehen, schafft Interessenten, die sich womöglich nach gewisser Zeit der Rezeption, doch für den Kauf eines Buches entscheiden, trägt aber in jedem Fall zum Bekanntheitsgrad bei. Die nächste Option für die sich der/die KonsumentIn entscheiden kann, ist das Werk downzuloaden (PDF, JPEG, EPUB, etc.), jedoch dafür zu bezahlen. Ein weiteres Modell ist der selektive Kauf. Optionen anzubieten, indem man beispielsweise nur einen Teil des Buches/ Albums/ etc. kauft, nachdem man es vorab rezipieren konnte.

Im dritten Schritt ist es entscheidend, Feedback zu geben bzw. auch zu sehen, wovon andere profitiert haben und was anderen gefallen hat. Dies bedeutet jedoch, dass jene (vielleicht erfolgsversprechenden) Ideen ohne viel positives Feedback darunter leiden. Der Mensch lässt sich aufgrund der Vielfalt, die im Netz und auch anderswo geboten wird, gerne auf den bequemen und einfachen Weg ein, jene Ideen positiv zu bewerten, die auch von vielen anderen so empfunden werden.

Open Design und die Offenlegung der Ideen und Designs schaffen neue und innovative Ansätze, die für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Dabei liegt nicht der monetäre Aspekt im Vordergrund, sondern vielmehr das Schaffen und Entstehen von Neuem, Innovativen und Gemischten (Remix-Kultur). Es gibt neue, notwendige Kreativitätsanstöße für eigene Projekte und Designs. Die Kreativität wird gefördert, das Teilen steht im Mittelpunkt und eine Idee wird Teil des großen Ganzen. Es ist ein Schritt in Richtung einer offeneren, kreativeren, innovativeren und gemeinschaftlicheren Welt.

Quellen:
Schweiz, Bosshart Melanie: Das Creative Commons Lizenzsystem
Linz, Reiter Magdalena: Make Open Design
Berlin, Kadushin Ronan: Open Design
Linz, Hannah Perner-Wilson: Wearable Design und Elektronik

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